Zum fünften Mal gab es Boule und Kultur für Jedermann im Nordgarten des Brühler Schlossparkes. Die Boulefreunde Brühl e.V. hatten Brühlerinnen und Brühler aus der Stadt und näheren Umgebung eingeladen, die Blütezeit des Franzikanerklosters im 17/18. Jh. näher kennenzulernen. Dabei ging es nicht nur um nackte historische Daten: Grundsteinlegung, Einweihung der Schlosskirche und Bau des ehemaligen Franziskanerkloster wurden anhand lebendiger Geschichten und Anekdoten beleuchtet. Besonders amüsant waren die klösterlichen Reitesel, die von den Patres zum Reisen nach Köln und ins Vorgebirge eifrig genutzt wurden. Als Bettelorden konnten und wollten die Franziskaner keineswegs mit prunkvollen Pferden oder Kutschen reisen. Das wäre für das Image schlecht und die Spendenbereitschaft dementsprechend mager gewesen. Die Brühler Mönche stellten u.a. zahlreiche Professoren für die Kölner Universität und waren als Domprediger unterwegs. Das Kloster war Mittelpunkt der klösterlichen Ausbildung im ganzen Rheinland bis hin nach Utrecht.
Ein Brühler Lausbub hatte sich seinerzeit erlaubt, bei einem klösterlichen Ausritt eines Paters mit einem kleinen Esel, diesem Esel Pfeffer unter den Schwanz zu reiben und dem Esel damit „Dampf“ zu machen. Es kam wie es kommen musste. Der Esel galoppierte mit hoher Geschwindigkeit die Uhlstrasse herunter und kam erst kurz vor Bornheim zum Stehen. Mehrmals hatte der Pater um Gottes Beistand gefleht und war erleichtert, als er wohl behalten in Bornheim zu früher Stunde einlaufen konnte.
Der Name des Brühler Lausbuben „Schängche“ von Kempishof war danach oft Mittelpunkt abendlicher Erzählungen zwischen Groß und Klein.
Ein anderes Brühler Original war zu späterer Zeit der „Britze Michel“. Er war als Küster in der Schlosskirche tätig und die Zuverlässigkeit in Person. Morgens, mittags und abends wurden die Glocken auf die Minute genau geläutet.
Doch wie so oft gibt es auch Zeitgenossen, die sich einen Spaß daraus machten, die Glocken eines Tages dermaßen mit Sackleinen zu „frisieren“, dass die Glocken keinen Laut mehr von sich gaben. Der treue „Michel“ hat die Welt nicht mehr verstanden und war aufgrund seiner Schwerhörigkeit nicht in der Lage den Vorwurf der „Grielächer“ nicht geläutet zu haben zu entkräften und vom Gegenteil zu überzeugen.
Am Abend wurden die Sackleinen dann wieder entfernt und die Glocken konnten zur Freude Brühls und von Michel wieder in alter Pracht erklingen. Die drei „Grielächer“ dürften sich aufgrund ihres Streiches so manches Kölsch gegönnt haben.
Im Anschluss an das Theaterstück gab es wieder Boule für Jedermann mit 38 Teilnehmern. Erstmals konnte auch im gesamten Parkgelände bis zum Mayersweg gespielt werden. Eine echte Bereicherung und Herausforderung für geübte Boulespielerinnen und –Spieler. Sieger wurde Duga Feyissa aus Brühl, vor Wolfgang Krämer, Badorf und Joachim Broich aus Weilerswist. Die nächste Veranstaltung „Boule und Kultur für Jedermann“ findet am 14. Oktober 2020, 15 Uhr, statt. Änderungen aufgrund von schlechter Witterung sind möglich.